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Liv Strömquist: I’m every woman (2019)

Worum geht’s?

 Um Frauen im Dienst des genialen Mannes. Der Titel nimmt Bezug auf einen Hit von Chaka Khan aus dem Jahr 1978. Da heisst es auszugsweise:

 

«I'm every woman

 It's all in me

 Anything you want done, baby

 I'll do it naturally

 

I can sense your needs

Like rain unto the seeds

I can make a rhyme

Of confusion in your mind

And when it comes down to some good old-fashioned love

That's what I've got baby, 'cause

 

I'm every woman

It's all in me

I can read your thoughts right now

Every one from A to Z»

 

Strömquist stellt Frauen vor, die, wenn nicht grad alles, so doch vieles getan haben, was ihre Männer wollten. Sie wirft ein kritisches Licht auf Männer wie Einstein, Lennon, Marx, Munch, Picasso, Pollock, oder Presley, die Karriere machten auf Kosten ihrer Frauen. Ausserdem karikiert sie die Kernfamilie, zeigt auf humorvolle Weise auf, dass Kinder rechtskonservativ sind und beweist anhand von Tieren, dass es ein «natürliches» Geschlechterverhalten nicht gibt.

 

Mit ihren liebevollen Zeichnungen demaskiert sie die Geschlechterstereotypen und zeigt auf, dass hinter grossen Männern oft grosse Frauen standen, die aber im Leben nicht die gleichen Chancen hatten. Ihr Buch beruht auf Fakten, die Leerstellen füllt sie unbeschwert aus. Die Absurdität der Geschlechterstereotypen fällt gerade dann ganz besonders auf, wenn sie eine Rollenumkehr macht, z.B. bei der Parodie über die Simpsons oder bei der Familie Barbapapa.

 

Meine Lieblingsstelle

Seite 105, wo sich die Autorin mitten in der Geschichte über Yoko Ono selber mit Bild und einer aufgebrachten Äusserung einbringt und diesen Einschub mit dem Kommentar versieht: «Unsachlicher Kommentar der Zeichnerin.»

 

Was mir am Buch besonders gefällt

Das Buch ist humoristisch, frech, kraftvoll, liebevoll gezeichnet; man kann über die Episoden lachen, gleichzeitig macht Strömquist unmissverständlich klar, dass in der Geschichtsschreibung zum Nachteil der Frauen einiges schief gelaufen ist.

 

Wem ich das Buch empfehlen würde

Allen, die sich über humoristischen Feminismus, kraftvolle Aussagen und ausdrucksstarke Bilder freuen, und die herausfinden möchten, warum zur Zeit «Comics für Erwachsene» mit ihrer Sozialkritik den Romanen grosse Konkurrenz machen.

 

O-Ton aus dem Buch (hier leider ohne Zeichnungen)

Einstein nennt Maric [Anm.: seine erste Frau] nirgends, noch gibt er an, dass sie alle grundlegenden Erkenntnisse zusammen machten. Stattdessen rühmt Einstein sich folgender Aussage: Frauen sind nicht für das abstrakte Denken geschaffen. Marie Curie ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.

 

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