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Fatma Aydemir: Dschinns (Carl Hanser Verlag, 2022)

Worum geht's?

Fatma Aydemir erzählt in sechs Kapiteln aus der Perspektive je eines Familienmitglieds der Famile Yilmaz über das Leben einer deutsch-türkischen Familie. Hüseyin kommt Anfang der 70er Jahre in eine fiktive Kleinstadt in Deutschland. Er holt seine Frau Emine und zwei seiner drei Kinder nach, das älteste darf erst später nachkommen, das jüngste wird in Deutschland geboren; jedes hat seine eigenen Probleme mit Heimat und Tradition. Mit jeder Figur lernen wir eine andere Facette der deutsch-türkischen Lebensrealität kennen. Hakan kommt schon früh mit der Polizei in Konflikt und ist mit Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilen konfrontiert. Sevda erlebt, wie ihre Wohnung in Brand gesteckt wird. Peri ist überzeugte Feministin und die erste in der Familie, die studiert. Und Ümit, der jüngste, fühlt sich zu einem Fussballkollegen hingezogen.

 

Was mir am Buch besonders gefällt

Dschinns ist ein intensiver Familienroman über den Verlust von Wurzeln und die Schwierigkeiten, sich in einem Gastland zu Hause zu fühlen. Ich finde den Roman deshalb so stark, weil Aydemir nicht einseitig auf dieses Dazwischensein blickt. Die Eltern haben Träume und Traumata, die Kinder leiden unter dem Schweigen der Eltern. Peri realisiert zum Beispiel gar nicht, dass sie Kurdin ist und was sie jetzt mit diesem Wissen anfangen soll. Zugegeben, der Roman ist thematisch etwas überladen, es wird so ziemlich alles angesprochen, was momentan aktuell ist: Migration, Homophobie, Rassismus und Transgender, um nur ein paar Themen zu nennen. Doch der Roman ist spannend und einfühlsam erzählt, ich konnte ihn kaum weglegen.

 

Wem ich das Buch empfehlen würde

Wer sich in die Lebensrealität einer deutsch-türkischen Familie in Deutschland einfühlen möchte, erhält hier einen souverän erzählten Einblick. Mich hat das Buch sehr beeindruckt.

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