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Yael Inokai: Ein simpler Eingriff (Hanser Berlin, 2022)

Worum geht’s?

In der Einleitung erinnert sich eine ältere Meret an früher. Angaben zu Zeit und Ort fehlen, es könnten die 1950er-Jahre sein, in Deutschland oder in der Schweiz. Mit Mitte zwanzig hilft Meret in einer Klinik als Krankenschwester bei Eingriffen, bei denen psychische Störungen operativ entfernt werden sollen. Dieser neuartige Eingriff am Gehirn verspricht den Patientinnen ein normaleres Leben. Meret wohnt im Schwesternwohnheim, teilt ihr Zimmer mit wechselnden Zimmergenossinnen und hat keinen Grund, an der Operation zu zweifeln, bis bei einem dieser „simplen Eingriffe“ etwas schief geht und die Patientin invalid wird. Als sich Meret in eine ihrer Zimmergenossinnen verliebt, beginnt sie sich zu fragen, was denn überhaupt „normal“ ist.

 

Was mir am Buch besonders gefällt

Der Roman lässt verschiedene Lesarten zu. Er bezieht sich auf ein düsteres Kapitel der Medizingeschichte, als Patientinnen am Gehirn operiert wurden in der irrigen Annahme, man könne sie von Wut, Angst, Homosexualität oder anderen unerwünschten Charakterzügen heilen. Stattdessen wurden viele von ihnen für immer verstümmelt. Gleichzeitig ist es aber auch eine leise Liebesgeschichte; die berührende Geschichte einer Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen.

 

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